Sie wurden in Rom gefunden, restauriert, vor 250 Jahren über die Alpen transportiert und entgingen nur knapp dem Feuer, dem das alte Schloss Herrenhausen zum Opfer fiel – für die Niedersächsische Landesausstellung werden sie nun in neuer Pracht erstrahlen: die antiken Statuen aus der berühmten Wallmoden-Sammlung. Die Antikensammlung, die sich im Besitz des Hauses Hannover befindet, ist seit 1979 als Dauerleihgabe im Archäologischen Institut der Universität Göttingen zu sehen. Hier gaben jetzt Heinrich Prinz von Hannover als Vertreter des Leihgebers, die Projektleiterin der Niedersächsischen Landesausstellung, Dr. Katja Lembke, sowie der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Johannes Bergemann, einen ersten Einblick in den Stand der Restaurierungsarbeiten. Ab dem 17. Mai werden die 50 Statuen dann gemeinsam mit rund 50 Gemälden im Rahmen der Niedersächsischen Landesausstellung „Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714–1837“ im Museum Schloss Herrenhausen in Hannover zu sehen sein.
„Wir sind sehr stolz, dass nun bedeutende Teile der Wallmoden-Sammlung erstmals nach 200 Jahren wieder vereint werden“, freute sich Dr. Katja Lembke. „Das ist sicher einer der Höhepunkte der Landesausstellung.“ Prof. Dr. Bergemann sagte: „Die Sammlung ist eng mit der europäischen, britischen und hannoverschen Geistesgeschichte verbunden und nicht zuletzt mit der bedeutenden, 1737 vom britischen und hannoverschen König Georg II. gegründeten Universität in Göttingen. Hier werden die Skulpturen studiert, gepflegt und wissenschaftlich erforscht.“
Die Sammlung wurde vom Reichsgrafen Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn (dem illegitimen Sohns Georgs II.) zusammengetragen und zählte bis zu ihrer Versteigerung und Auflösung im Jahr 1818 zu den bedeutendsten Kunstsammlungen Norddeutschlands. Für die ursprünglich 550 Gemälde und über 50 antike Skulpturen umfassende Sammlung hatte der Reichsgraf eigens ein Schlösschen in Hannover, das heutige Georgenpalais, errichten lassen. Bei der Zusammenstellung seiner Sammlung wurde Wallmoden von keinem Geringeren als dem bedeutenden Archäologen und Kunsttheoretiker Johann Joachim Winckelmann beraten. Die Kollektion trägt daher nicht nur die persönliche Handschrift Wallmodens, sondern wurde entscheidend von Winckelmanns ästhetischem Konzept geprägt: Die Vorbildlichkeit der antiken Bildwerke für die abendländische Kunst – das zentrale Thema Winckelmanns und der Kunstauffassung der damaligen Zeit – sollte dem Besucher der Wallmoden-Galerie anhand herausragender Antiken und Gemälde des 15. bis 18. Jahrhunderts vor Augen geführt werden.
In der Niedersächsischen Landesausstellung wird anlässlich des 300. Jubiläums der Personalunion in fünf Ausstellungen in Schlössern und Museen ein facettenreiches Bild dieses bedeutenden Kapitels der deutsch-britischen Geschichte gezeichnet, als die Royals aus Hannover kamen. Schließlich herrschten mit den Königen Georg I., II., III. und IV. sowie Wilhelm IV. gleich fünf Herrscher aus dem Haus der Welfen zugleich über zwei Territorien und sorgten für einen regen Austausch zwischen beiden Reichen – auch in Kunst, Kultur und Wissenschaft .
Weitere Informationen zur Niedersächsischen Landesausstellung unter http://www.royals-aus-hannover.de. (ah)