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Der Sprung des Löwen

16.03.2016 14:22 Uhr
© Foto: Sascha Böhnke

Nachdem der Lion‘s Intercity im vergangenen Jahr das Licht der Omnibuswelt erblickte, steht fest, die Entscheidung von MAN, mit einem solchen Fahrzeug vorzufahren, war goldrichtig. Denn die Verkaufszahlen sprechen für sich. Dazu kommt, dass das geschnürte Technikpaket genau die richtigen Komponenten enthält. Ein erster Test.

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Um es vorwegzunehmen: Dieser Bus hinterlässt einen runden Gesamteindruck. Das galt bereits bei seiner Einführung im Frühjahr 2015 in Ankara und das gilt erst recht nach einer ersten Testfahrt im Münchener Umland. Denn worauf es ankommt – ein stimmiges Konzept, ein gelungen geschnürtes Gesamtpaket – das alles besitzt das Fahrzeug. Und ja, das beginnt schon mit der Optik. Auch wenn das Fahrzeug designtechnisch eher zurückhaltend vorfährt, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich MAN Bus-Design-Chef Stephan Schönherr trotz harter Konzern-Vorgaben zahlreiche pfiffige Details hat einfallen lassen, die aus einem unscheinbaren Kasten ein stimmiges Ganzes gemacht haben. Und das will im Überland-Segment etwas heißen.

So besitzt die Frontscheibe imposante Dimensionen, die durch einen Kniff, nämlich den schwarz gefärbten Bereich direkt darunter, optisch verlängert wurde, was einen Eindruck von Offenheit vermittelt. Direkt darunter setzen auch schon die Bugmaske mit ihrem neuen dreidimensionalen Löwen-Logo und die schwarze Blende mit MAN-Schriftzug an. Woran man sich gewöhnen muss, sind die eckigen, konventionell wirkenden Schweinwerfer-Gehäuse, die bei vielen Betrachtern dafür sorgen, den „Neuen" als vielleicht nicht ganz so innovativ zu sehen, wie er es aber tatsächlich ist. Dennoch ist diese Vorgehensweise von MAN nur konsequent, fügt sich der Intercity so doch gut in das Familienbild ein. Apropos Scheinwerfer: Sie leuchten in der H7-Ausführung, Xenon oder gar LED-Leuchten sind nicht vorgesehen. Xenon-Licht gibt es nur beim edleren Bruder Lion’s Regio. Und auch sonst bietet der Lion’s Intercity zahlreiche optische Elemente, die gefallen. Direkt hinter der vorderen Tür befindet sich eine vertikale Alu-Leiste, die den Schwung von der Einstiegstür aufnimmt, um dann aber steil nach oben zu verlaufen. Das Erstaunliche daran: Es funktioniert richtig gut und sorgt zusammen mit den vorderen Dachkanten für ein modernes Erscheinungsbild. Lediglich die robusten Spiegelarme stören das Design, aber das ist auch beim deutschen Überland-Wettbewerb das gleiche traurige Bild und ein sicheres Zeichen dafür, wie preissensibel dieses Segment von allen Beteiligten behandelt wird. Dafür aber gibt es sozusagen als Entschädigung weitere optische Feinheiten wie die ungewöhnlich ausgeformten Radkästen. Hier ist es dem Designer gelungen, eine sich umkehrende Dreidimensionalität zu schaffen. So ganz und gar nicht Linienbus ist das Fahrzeug auch am Heck. Kein Wunder, geschickt werden hier Stadt- und Reisebus-Elemente mit­einander verwoben. Sehr gelungen sind beispielsweise der Heckspoiler oben sowie die optisch geschickte Unterbringung der dritten Bremsleuchte und der Rückfahrkamera.

In den Fahrgastraum gelangt man entweder vorn durch eine einflügelige, pneumatisch angetriebene Tür oder hinten, hier dann durch eine doppelbreite Tür. Die Fußbodenhöhe beträgt 860 Millimeter, dadurch fallen die Treppenstufenhöhen eher gering aus. Entsprechende Halte- und Griffstangen erlauben eine entsprechende Zulassung. In der untersten Treppenstufe des Mitteleinstieges befindet sich ein Hublift. Dessen Kassette befindet sich hinter der dritten linken Kofferraumklappe, was zwangsläufig das Kofferraumvolumen von 5,5 Kubikmetern verringert. Dennoch ist diese Hublift-Variante eine der praktischsten, schließlich benötigt der Bus keinerlei Umbauten am Gerippe und an der Seitenlinie. Wie bei Fahrzeugen in diesem Segment üblich, gibt es gegenüber Tür zwei ein Wechselpodest, welches je nach Einsatzzweck herausgenommen oder mit einer zusätzlichen Sitzbank belegt werden kann.


MAN Lion's Intercity

MAN Lion's Intercity Bildergalerie

MAN Lion's Intercity
© Foto: Sascha Böhnke

Innenraum nüchtern, Fahrwerk leistet ganze Arbeit

Der Fahrgastraum selbst wirkt für einen Überlandbus typisch nüchtern, aufgeräumt und mit den optionalen Vorhängen sogar ein wenig gemütlich. Sehr großzügige Gepäckablagen ziehen sich über die komplette Fahrzeuglänge, deren Böden können entweder geschlossen oder gelocht sein. Das Ganze macht einen recht stabilen Eindruck, auf der Testrunde war auch keinerlei ungewöhnliches Knarzen oder Klappern zu hören. Die Überwachung des Einstieges in der Mitte erfolgt per Kamera, die ihr Bild auf den Monitor des Multimediacenters überträgt. Das erlaubt einen deutlich genaueren Überblick, als es per Spiegel möglich wäre. Die Fahrgastsitze gibt es in zwei Varianten. Standardmäßig werden Intercity Lite ohne Seiten- und Rückenlehnenverstellung angeboten, gegen einen Aufpreis ist auch die deutlich komfortablere Version Lite Top mit Rückenlehnenverstellung und Armlehnen erhältlich. Damit werden dann auch Wochenendausflüge oder Kurztrips nicht zur Tortur. Eine Bordküche oder ein WC sind im Intercity nicht vorgesehen, auch hier muss auf den Lion’s Regio verwiesen werden. Allerdings gibt es in der Front einen ausreichend großen Kühlschrank. Insgesamt ist der Bus darauf ausgelegt, als typischer Doppelverdiener eingesetzt werden zu können. Der Fahrerarbeitsplatz lässt kaum Wünsche offen. Zwar gibt es in Griffnähe nur wenige Staumöglichkeiten, dafür aber überzeugt die Ergonomie. Gut bekannt ist der Instrumententräger, die „MAN Pille“ in Form eines aufgeschnittenen Footballs. Was hier allenfalls zu bemängeln wäre, ist das recht klein geratene Zentraldisplay, in welchem immer mehr Informationen untergebracht werden müssen. Neu ist beispielsweise der Abstandsregeltempomat ACC, den es gegen Aufpreis gibt. Diese Tatsache ist übrigens bemerkenswert, denn dieses Komfortmerkmal ist beim Wettbewerb eher den höherpreisigen Fahrzeugen vorbehalten. Überhaupt braucht sich der Lion’s Intercity in Sachen Sicherheit nicht zu verstecken. So ist EBS serienmäßig verbaut, den Bremsassistenten BA gibt es sowieso. Ein Spurassistent und ein Abstandsregeltempomat sind verfügbar, optional gibt es ein Notbremssignal/Notbremsblinker. Zusätzlich ist der Notbremsassistent EBA 2 an Bord, dieses mittlerweile vorgeschriebene System erkennt auch stehende Hindernisse. Die neue Generation des Notbremssystems Emergency Brake Assist EBA von MAN kombiniert also die Informationen aus Radarsensor in der Fahrzeugfront und Kamera in der Frontscheibe. Durch diese Sensorfusion soll das System komplexe Verkehrsszenarien zuverlässiger interpretieren können. Vorausfahrende Fahrzeuge und stehende Hindernisse können schneller und mit höherer Sicherheit identifiziert werden. Das Fahrverhalten des Busses ist exzellent. Die Hypoidachse HY 1350-B-03 ist eine Neuentwicklung, MAN hat bei diesem Bus auf die bogenförmig gestalteten (und damit natürlich auch deutlich aufwendigeren) Federträger und damit eine breitere Federspur verzichtet. Auf die Fahrstabilität hat das aber keinen Einfluss. Dazu kommt die Einzelradaufhängung vorn, die durch ihre zusätzliche Stabilisierung ein Gleiten auch über Schlechtwegstrecken ermöglicht. Die Testroute führt über einen Straßenabschnitt mit zahlreichen Verschränkungen in der Streckenführung, diese waren so gut wie nicht wahrnehmbar. Gerade einmal 6,87 Liter beträgt der Hubraum des 290 PS leistenden D08-Motors mit einem maximalen Drehmoment von überschaubaren 1.100 Newtonmetern. Zumindest beim leeren Fahrzeug wurden diese Leistungsdaten jedoch als ausreichend empfunden. Besonders beim Anfahren fehlt es nie an der nötigen Power. Wie zu hören ist, wird es jedoch in absehbarer Zeit ein leistungsstärkeres, neues MAN Aggregat geben. Platz im Motorraum ist jedenfalls noch reichlich vorhanden. (sab)
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