Ja, die MultiClass 400 gibt es schon einige Jahre. 2005 wurden die ersten Fahrzeuge dieser Baureihe in Kortrijk erstmals dem Fachpublikum vorgestellt. Elf Jahre lang mischte zuvor die Baureihe 300 das Marktsegment auf, denn im Juni 2005 wurde der 10.000 Setra-Überlandbus übergeben. Eine Stärke der MultiClass 400 ist die Längenvielfalt, verbunden mit teilweise sehr individuellen Konfigurationen, was die Türen oder die Ausstattung angeht. Insgesamt neun Typen stehen den Busunternehmern in diesem Setra Produktsegment zur Verfügung, mit dem sich Linien- und Ausflugsverkehr ideal vereinen lassen.
Mit elf Metern Länge ist der S 412 UL sehr wendig. Durch seine geringe Länge eignet er sich für den Linieneinsatz in topografisch schwierigen Regionen mit engen und steilen Pässen. Die weiteren Fahrzeuge der MultiClass 400 sind der zwölf Meter lange S 415 UL, der S 417 UL mit 14 Metern Länge sowie der S 419 UL, der 15 Meter misst. Im Jahr 2007 stellte Setra den S 416 UL vor, mit dem das Produktangebot der MultiClass 400 durch eine neue Fahrzeuglänge ergänzt wurde. Der Radstand des 13 Meter langen S 416 UL wurde gegenüber dem S 415 UL mit 6.080 Millimeter auf insgesamt 6.920 Millimeter vergrößert. Das schafft Platz für noch mehr Kofferraumvolumen, das nun 5,5 Kubikmeter beträgt. Mit der Weltpremiere S 415 H und S 416 H präsentierte Setra 2009 einen neuen Hochbodenbus als klassischen Doppelverdiener. Er wird als 12- und als 13-Meter-Variante mit zwei Achsen angeboten. Der Vorteil dieser neuen Überlandbusse: Der Mittelgang befindet sich zirka 1.040 Millimetern über der Fahrbahn, sodass das Fahrzeug mit einem Kofferraumvolumen von bis zu 7,9 Kubikmetern ausgelegt ist.
Mittlerweile scheint die MultiClass erneut vor einer Veränderung zu stehen, denn mit der ComfortClass 500 hat eine weitere Fahrzeuggeneration bei Setra das Licht der Welt erblickt. Und diese hat es in sich. Ein völlig neues Design, neue Motoren, neuer Fahrgastraum, neuer Fahrerarbeitsplatz. Vorerst jedoch bleiben die wesentlichsten Änderungen der ComfortClass vorbehalten, bei der MultiClass wird die Anpassung schrittweise erfolgen, die nächsten signifikanten Änderungen wird es mit Einführung der Euro-6-Motoren spätestens ab Januar 2014 geben. Zugleich wird es leichte optische Anpassungen geben, die jedoch nicht mit denen der ComfortClass vergleichbar sein sollen. So werden sich diese höchstwahrscheinlich auf Änderungen im Bereich der Motorklappe und bei den seitlichen Lüftungsgittern beschränken.

Böschungswinkel um zehn Prozent auf 7,65 Grad erhöht
Für die OMNIBUSREVUE ist es vor dem Hintergrund der neuen Baureihe spannend, zu erfahren, wie sich die „bewährte“ MultiClass schlägt. Denn seit der IAA 2012 dürfte jeder halbwegs interessierte Besucher genau wissen, was die neue Generation bringen wird. Kann da ein S 417 UL noch mithalten? Äußerlich muss man nicht mehr viele Worte verlieren, der S 417 UL wirkt schlicht, geradeheraus, durch seine markante Familienzugehörigkeit aber immer auch mit einer kleinen Portion edlem Glitzer überzogen. Ein Setra ist eben ein Setra, das ändert sich auch nicht im Kombi-Segment. Natürlich ist der Anschaffungspreis in Höhe von 275.000 Euro nicht mit dem eines Temsa Safari oder eines Irisbus Crossway zu vergleichen, doch spätestens beim Wiederverkauf macht es sich bezahlt, auf eine Marke aus dem Hause Daimler gesetzt zu haben. Als die MultiClass 400 auf den Markt kam, spendierten die Entwickler dieser Baureihe eine ganze Reihe von sinnvollen Features. Da ist zum einen der Punkt Sicherheit. Serienmäßig gibt es heute ESP, der Rohbau ist in Ringspantentechnik ausgeführt, was eine hohe Torsionssteifigkeit bewirkt. Praktischer wurde der Bus auch, denn das neue Längenkonzept, welches auch vor einigen Jahren bei der ComfortClass eingeführt wurde, sorgte mit der Vorbauverlängerung für ein Raum-Plus von 200 Millimetern. Gleichzeitig wurde der Böschungswinkel um zehn Prozent auf 7,65 Grad erhöht. Gerade, wer häufig in topografisch nicht einfachem Gelände unterwegs ist, weiß das zu schätzen. Angenehm für die Fahrgäste ist zudem die geringe Einstiegshöhe von gerade einmal 330 Millimetern. Rost – ein ewiges Thema beim Bus, normalerweise aber nicht bei der MultiClass. Denn das Rohbau-Gerippe ist wie bei den Fahrzeugen der TopClass 400 und ComfortClass 400 durch die Kathodische Tauchlackierung (KTL) vor Korrosion geschützt. Vorder- und Heckpartie sind aus korrosionssicherem Kunststoff gefertigt. Diese Bauweise sowie eine Vielzahl weiterer Maßnahmen zur Gewichtssenkung, wie zum Bespiel der Einbau computeroptimierter Bauteile und die kompakte Bestuhlung, führten zu einer Gewichts-reduzierung der Fahrzeuge Einem Überlandbus fällt es in der Regel schwer, aus der Masse der uniformen Alltagsarbeiter herauszustechen. Ihre Stärken liegen vielmehr im Inneren, in ihren praktischen Werten. Und da hat Setra eine ganze Menge vorzuweisen. Das beginnt schon mal mit den hochwertig wirkenden Materialien, die im Innenraum verwendet werden. Hier ist zwar alles auf Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit ausgelegt, dennoch wird immer auch großer Wert auf eine Portion Stil gelegt. Kein Wunder also, dass der UL auch auf Reisen eine gute Figur macht. Gesessen wird auf hauseigenen Sitzen „Setra Route“, die mit schwarz-weißem Stoff bespannt sind und ein Kopfteil aus Leder einem Drittel schwarz und zwei Dritteln marsrot besitzen. Gegenüber der Tür zwei hatte der Testbus ein Wechselpodest verbaut, welches bei Bedarf herausgenommen werden kann, um einen Stellplatz für Kinderwagen oder Rollstuhl zu erhalten. An Bord gelangt man über einen Lift vom Hersteller Braun, der im Test auch ausgezeichnet und zudem ohne eine Anleitung studieren zu müssen, funktionierte. Während der Fahrt machten wir zwar im Bereich der Mitteltür auf Schlechtwegstrecken gelegentliche Klappergeräusche aus, konnten diese aber nicht eindeutig dem in die Treppe einfahrenden Lift zuordnen. 5,4 Kubikmeter beträgt das Kofferraumvolumen. Das dürfte für die meisten Anwendungen reichen.