Diebe haben am vergangenen Wochenende einen Reisebus der Firma Runkel Reisen aus 56579 Hardert entwendet. Die bislang unbekannten Täter verschafften sich laut einer Polizeimeldung der Polizeidirektion Neuwied/Rhein gewaltsam über eine Nebeneingangstür Zutritt zur Halle und konnten dann von innen eines der elektrischen Tore öffnen und den Reisebus herausfahren. Der Bus hat das Kennzeichen NR ER 10 und die Fahrgestellnummer WKK41024013118533. Runkel Reisen bittet bei einer Sichtung des Busses um eine Meldung an Runkel Reisen GmbH & Co. KG unter der Telefonnummer 02634-96740. Zudem nimmt die Polizeiinspektion Straßenhaus unter Tel. 02634/9520 oder per E-Mail: pistrassenhaus@polizei.rlp.de Hinweise auf.
Die OMNIBUSREVUE sprach in diesem Zusammenhang mit dem Bus-Versicherungsexperten Marco Schmitt vom Unternehmen Dittmeier Versicherungsmakler, der bereits über einschlägige Erfahrungen im Bereich Busdiebstähle verfügt. So blieb es in den vergangenen zwei Jahren sehr ruhig in Sachen Busdiebstähle, Omnibusse wurden in Deutschland nicht gestohlen. Mit dem aktuellen Fall ist diese Phase vorbei. Dabei kann nach wie vor kein einheitliches Vorgehen festgestellt werden, gestohlen werden sowohl sehr junge Busse als auch Fahrzeuge älteren Baujahres. So ist der gestohlene S 516 HD ein Bus mit dem Baujahr 2015. Damit wird auch klar, dass es den Dieben auch bei Bussen mit der neuesten Sicherheitstechnik anscheinden problemlos gelingt, diese zu umgehen. Neben einschlägigen Software- und Programmierkenntnissen helfen auch die sogenannten Herstellercodes, mit denen Zugriff auf das Fahrzeugsystem und damit die volle Kontrolle erlangt wird. Wie die Kriminellen an solche Codes gelangen, darüber kann nur spekuliert werden. Mit Sicherheit jedoch spielt das organisierte Verbrechen eine Rolle.
Das Vorgehen der Täter wiederum gleicht dabei auffallend oft einem Muster. Der Diebstahl erfolgt in der Nacht, dann wird zwei bis vier Stunden gefahren, um den Bus anschließend in einer Halle zu "verstecken" und abzuwarten. Als eine Sofortmaßnahme der Diebe, so die Erfahrungen, wird das Navigationssystem und damit die Ortungsmöglichkeit, deaktiviert bzw. entfernt. In der Regel werden Busse nicht spontan, sondern auf "Bestellung" gestohlen. So wurden die betroffenen Busunternehmer meist vorher ausgiebig ausgespät, um Örtlichkeiten und zeitliche Routinen kennenzulernen. Darüber, was mit den Bussen beim Auftraggeber geschieht, lässt es sich nur spekulieren. Insofern lässt es sich nicht sagen, ob die Busse zur Ersatzteilgewinnung auseinandergebaut werden, oder im neuen Zielland als Bus weiter eingesetzt werden.
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Vorbeugen gegen Busdiebstähle
Doch wie kann man sich schützen? Ist das überhaupt möglich oder ist man den Dieben machtlos ausgeliefert. Marco Schmitt findet deutliche Worte: "Wer seinen Bus heutzutage nicht mit einem zusätzlichen Ortungssystem ausrüstet, welches gerade einmal mit ca. 100 Euro pro Jahr zu Buche schlägt, muss leider damit rechnen, dass sein Bus im Fall eines Diebstahls nicht mehr auftaucht. Beträgt die Wahrscheinlicheit, dass der Bus gefunden wird, mit einem Ortungssystem gut 99 Prozent, bleibt es ohne ein solches System pure Glückssache." Zudem rät der Versicherungsexperte, die Busse auf dem Firmengelände so abzustellen, dass im Idealfall ein einfaches Davonfahren nicht möglich ist. Wann immer es geht, sollten die Busse oder Tore zugeparkt werden, das erschwert den Diebstahl. Auch sollten die Fahrzeugschlüssel nicht einfach in einem Schlüsselkasten in der Halle aufbewahrt werden, wenigstens ein Tresor sollte es sein. Natürlich kann man seinen Bus auch mit versteckten Schaltern stromlos schalten, doch je moderner die Fahrzeuge werden, desto schwieriger bis unmöglich wird das. Aktuelle Fahrzeugsoftware reagiert allergisch auf eigenständige Eingriffe in das Stromsystem. Im übrigen werden die Busse meist vom Betriebshof entwendet und weniger bei Reisen unterwegs. Auch das spricht für organisierte Kriminalität mit längerer Vorlaufzeit.
Um im Fall der Fälle schnell reagieren zu können, ist es ratsam, Fahrzeugsteckbriefe griffbereit zu haben. So kann man unverzüglich alle relevanten Informationen wie technische Daten und Fotos der Außen- aber auch der Innenansicht an die Polizei und die Medien schicken und natürlich über social Media-Kanäle teilen. Denn eines gilt nach wie vor: Je mehr Menschen diesen Bus "im Visier" haben, desto größer ist die Chance, den Bus aufzuspüren, bevor er außer Reichweite ist.