Aus den Mitteln des 500-Milliarden-Euro-Schuldenpakets für Infrastruktur sollte „nicht nur in das Schienennetz, sondern auch in bessere Mobilitätsangebote zwischen den Landregionen und Städten investiert werden“, forderte der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmen (LHO). „Zu einer ordentlichen Infrastruktur im Öffentlichen Personen-Nahverkehr gehören zum Beispiel auch Toiletten, die Busfahrerinnen und Busfahrer an Bahnhöfen nutzen können“, sagte der LHO-Vorsitzende Karl Reinhard Wissmüller bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes in Hanau.
Infrastruktur-Mindeststandards an Bus- und Bahnhöfen könnten laut LHO künftig nicht nur dem Fahrpersonal akzeptable Rahmenbedingungen bieten: „Auch Fahrgäste erwarten mehr als nur verlässliche Verbindungen, wenn sie motiviert werden sollen, in Zukunft auf ein eigenes Auto zu verzichten und den ÖPNV zu nutzen.“
Enorm wichtig für eine zeitgemäße Ausstattung von (Bus-)Bahnhöfen sind Investitionen in die Ladeinfrastruktur, so der LHO. „Gerade in ländlichen Regionen entsteht oft ein erheblicher Investitionsbedarf, damit die Batterien von E-Bussen auch in kleineren Orten wieder rasch geladen werden können.“ Man erwarte, dass auch die Landesregierung von Hessen das Förderprogramm für E-Busse und die Ladeinfrastruktur fortführt und aufstockt – sofern der Bund nicht wieder einsteigt, forderte der LHO. Zudem hofft der LHO auf eine Fortsetzung der sogenannten Branchenvereinbarung bei der CVD. Dies könne in Regionen helfen, in denen der Einsatz emissionsfreier Busse aktuell noch nicht sinnvoll oder machbar ist.
LHO: Gleiche Chancen für alle Bieter
Mit Blick auf das Abschlusspapier bei den Koalitionsverhandlungen aus der Arbeitsgruppe zu Verkehr, Bauen und Wohnen, zeigte der LHO durchaus Verständnis für den Wunsch der Politik, in Vorstand und Aufsichtsrat des Bahn-Konzerns „mehr Fachkompetenz abzubilden“. Die neue Koalition müsse aber auch sicherstellen, dass „die zusätzlichen Milliarden aus dem Sondervermögen tatsächlich in die Infrastruktur des Schienenverkehrs fließen und nicht zum Verlustausgleich für die Bussparte der Bahn“, betonte der LHO. Private Busunternehmen stehen bei europaweiten Ausschreibungen für den ÖPNV in direkter Konkurrenz mit den Bahntöchtern – zwei hessische mittelständische Familienunternehmen reichten deshalb Beihilfebeschwerde bei der EU ein. „Wir wollen faire Wettbewerbsbedingungen und gleiche Chancen für alle Bieter. Dies hilft am Ende allen am Markt tätigen Unternehmen“, betonte Wissmüller.
Wie Wissmüller erklärte, könnten Hessens Busunternehmen auch künftig mithelfen, mehr Menschen zum Umstieg auf den umweltfreundlichen Nahverkehr zu bewegen. Wenn es mit einer neuen Bundesregierung – in Zusammenarbeit mit den Ländern – gelinge, eine langfristig sichere Finanzierung auf den Weg zu bringen, könnten „Städte und Landkreise im ÖPNV in Zukunft deutlich mehr moderne Fahrzeuge und emissionsfreie Flotten erwarten“, so der LHO abschließend.