Der Bustourismus als Wirtschaftsfaktor, die Ansprache von Zielgruppen wie Familien mit Kindern für die Bustouristik, der Einsatz von Reisebussen mit Elektroantrieb, die Verwendung von Biokraftstoffen, die Einnahmeverteilung beim Deutschlandticket und die Zukunft eigenwirtschaftlicher Verkehre waren Themen bei der Veranstaltung Thinkbus, zu der der Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) am Dienstag, 25. März, nach Berlin geladen hatte.
Einen Eindruck, wie sich die Bustouristik mit dem Einsatz von Elektro-Reisebussen verändern könnten, gab beispielsweise der Kurzvortrag von Markus Kröger, dem Gründer und Geschäftsführer von K2 Mobility. Er entwarf ein Szenario einer dynamischen und teilweise automatisierten Ladeplanung, bei denen Ladeslots vorab reserviert werden und die Zeitfenster der Lenk- und Ruhezeiten sinnvoll genutzt werden. Johannes Pallasch von der NOW GmbH und Leiter Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur, gab einen Einblick in die Pläne für den Aufbau eines bundesweiten Ladenetzes für Nutzfahrzeuge.
Komplettiert wurde dieser Themenblock „Elektro, Wasserstoff & Co – Top oder Flop?“ durch Michael Roth, Head of Strategy Bus beim Hersteller MAN Truck & Bus, der die Pläne des Herstellers vorstellte, demnächst einen Reisebus mit Elektroantrieb auf die Straße zu bringen. Unter anderem erklärte er, dass MAN sich in Sachen Technologie für den batterieelektrischen Antrieb auch beim Reisebus fokussieren werde.

Ladeinfrastruktur für E-Reisebusse als zentrale Frage
Deutlich wurde in diesem Themenblock, den eine anregende Podiumsdiskussion der drei Referenten abschloss, dass die Ladeinfrastruktur ein entscheidender Faktor sein wird, wenn es darum geht, dass Elektro-Reisebusse im Fernreiseverkehr zum Einsatz kommen können. So gab Michael Roth beispielsweise zu bedenken, man müsse Sorge tragen, dass der Bus der Bus nur als Anhängsel des Elektro-Lkw wahrgenommen werde und die Ladeinfrastruktur an den Bedürfnissen des Güterverkehrs ausgerichtet wird. Johannes Pallasch wies auf den Punkt hin, dass man beim Aufbau der Ladeinfrastruktur darauf achten müsse „nicht ein neues Monopol hochzuziehen“. Hier richte die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur ein Augenmerk darauf.
Deutlich wurde in der Diskussion auch, dass andere Länder, genannt wurden Norwegen und Großbritannien, Deutschland bei der Umsetzung der Elektromobilität voraus seien. Einen wesentlichen Grund dafür sah Roth im Strompreis. Dieser sei in den genannten Ländern deutlich niedriger und mache den Umstieg auf Elektrofahrzeuge wirtschaftlich attraktiver, dies lasse sich speziell beim Pkw deutlich beobachten. Markus Kröger verwies auch auf Mentalitätsunterschiede. „Die Mentalität in Norwegen ist eine andere und die Akzeptanz für E-Mobilität eine andere, das spielt schon eine große Rolle“, sagte Kröger. Johannes Pallasch hingegen sah Deutschland „aufgestellt“, auch „wenn noch viel zu tun“ sei.
HVO100 als Alternative
Eine andere Möglichkeit den Fuhrpark zu dekarbonisieren, stellt der Biokraftstoff HVO100 dar. So sagte Unternehmerin Sonja Bayer, in deren Unternehmen der Kraftstoff bereits vertankt wird: „HVO bietet die Möglichkeit, schnell etwas zu bewegen, gerade auch im ländlichen Raum, wo Elektromobilität schwerer umzusetzen ist als in der Stadt.“
Marco Lietz vom HVO-Anbieter Neste Germany, erklärte, es gebe derzeit etwa 280 öffentliche Tankstellen in Deutschland, die HVO100 anbieten, die Zahl sogenannter Hof-Tankstellen sei aber deutlich höher. Kapazitätsengpässe befürchtete er nicht und auch Sonja Bayer wusste aus den bisherigen Erfahrungen zu berichten, dass es keinerlei Versorgungsschwierigkeiten gegeben habe.
Ulf Neuling, Projektleiter Kraftstoffe bei Agora Transport Transformation, verwies ebenso wie Marco Lietz auf das Thema Kosten. Denn derzeit ist HVO100 teurer als konventioneller Diesel. Neuling verwies darauf, dass auch andere Akteure um den zur Verfügung stehenden Rohstoff konkurrieren. Marco Lietz blickte dann noch über die Grenze nach Österreich, wo HVO von der Mineralölsteuer befreit ist. Dort habe man dadurch fast Kostenparität zum Diesel, Kapazitätsengpässe habe es trotzdem keine gegeben, so Lietz.

bdo: Keine Zwangsquoten für E-Busse durch die Hintertür
Am Abend kamen dann rund 200 Gäste aus Politik und Wirtschaft zum Parlamentarischen Abend des bdo. Hier wurde im Rahmen des traditionellen bdo-Fastenfischessens über aktuelle verkehrspolitische Themen debattiert.
Ein Programmpunkt des Parlamentarischen Abends war der Politik-Talk mit Thomas Bareiß (CDU), Isabel Cademartori (SPD) und Nyke Slawik (Grüne), die mit bdo-Präsident Karl Hülsmann diskutierten. „Ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro darf nicht zu Lasten von unternehmerischer Initiative gehen“, betonte Karl Hülsmann. „Der Busmittelstand braucht jetzt verlässliche Rahmenbedingungen beim Deutschlandticket. Dazu gehört vor allem eine gesicherte und nachhaltige Finanzierung.“
Ein weiteres Thema war die Berufskraftfahrer- und Führerscheinausbildung. „Es darf nicht weiter passieren, dass wir in Deutschland die ohnehin schon bürokratischen Vorgaben aus Brüssel wie bei der Führerscheinrichtlinie und dem Energieeffizienzgesetz noch weiter zulasten der Unternehmen verschärfen. Hier ist endlich eine 1:1 Umsetzung gefragt“, forderte Hülsmann.
Der bdo-Präsident sprach auch das Thema Antriebstechnologie für Busse an und plädierte hier für Technologieoffenheit. „Niemand weiß, welchen technologischen Fortschritt die Zukunft uns noch verspricht“, sagte Hülsmann. Es sei daher gut zu hören, dass „sich die Koalitionäre für Technologieoffenheit aussprechen. Dies nützt aber nichts, wenn Brüssel Zwangsquoten für Elektrobusse durch die Hintertür einführt“.