Der MD 9 ist erwachsen geworden. Sein jüngstes Facelift hat dem Midibus sichtlich gut getan, endlich wirkt der große Kleine auch äußerlich wie ein hochwertiges, eigenständiges Fahrzeug. Das beginnt schon bei den Frontlichtern. Vorbei ist die Zeit der kleinen Punktscheinwerfer, galten sie doch lange Zeit bei vielen Kleinbus-Herstellern als Synonym für preiswerten, aber eben auch einfachen Busbau. Mit seinen neuen Scheinwerfern fährt der MD 9 nun in einer anderen optischen Liga vor. LED-Hauptscheinwerfer sind zwar derzeit noch nicht zu haben, doch das Xenon-Licht erhellt die Fahrbahn ausgezeichnet. Am Tag sorgen LED Leuchten als Tagfahrlicht für gute Sichtbarkeit. Äußerst modern geht es auch am Heck weiter. Die Rückleuchten in LED-Technik fügen sich harmonisch in das absolut gelungene und recht maskulin wirkende Busheck ein. Den MD 9 von hinten zu betrachten, macht Laune. Zwar wurde dem Reise-Midi kein grundsätzlich neues Design verpasst, doch die Einzellösungen machen Sinn und wurden stimmig umgesetzt.
Grundsätzlich bewegt sich dieser Bus in einem Segment, welches zumindest von den meisten Großbusherstellern recht stiefmütterlich behandelt wird. Der Grund ist einfach erklärt: Es geht um die Entwicklungskosten, die sich meist nicht rechnen, der Markt ist zu klein. Wenn es kleine oder kurze Reisebusse gibt, dann handelt es sich in der Regel um Großbusse mit kurzem Radstand. Die sind dann meist um die zehn Meter lang und kommen auf die typische Breite von 2,55 Metern. Auch die Überhänge entsprechen denen der zwölf- bis 14-Meter-Geschwister. Damit fahren alle diese Kandidaten zwar auf einem hohen Komfort-Level für Fahrer und Fahrgäste, büßen jedoch oft an Wendigkeit ein. Anders bei den extra entwickelten Reise-Midis. Diese Busse sind nicht nur schmaler – der Temsa MD 9 misst 2,40 Meter – sondern sie besitzen auch kurze Überhänge, was sie zu echten Berg- und Rangierspezialisten macht. Um die Vorteile kleiner Busse ausspielen zu können, stehen die echten Midibusse allerdings auch auf kleineren Reifen, was wiederum den Fahrkomfort ein wenig schmälert. Temsa allerdings zeigt bei seinem Bus, dass sich Midi-Konzept und gute Straßenlage nicht ausschließen müssen.
So arbeitet als Vorderachse die einzelradaufgehängte ZF RL 55 EC, hinten wurde die Dana 10.24R verbaut. Diese ist recht leise und besitzt eine Achsübersetzung von i=3,73. Überhaupt ist der MD 9 als Integralbus konzipiert, es handelt sich also ganz klar nicht um einen Fahrgestell-Bus, wie es oft bei anderen Midibus Anbietern der Fall ist. Und das spürt man sofort. Im Rahmen einer ausführlichen Probefahrt auf der schwäbischen Alb, bei der der Bus allerdings nicht ausgeladen war, überraschten sowohl Fahr- wie auch Handlingeigenschaften. Die bekannte hydraulische ZF-Lenkung 8098 Servocom ist gut abgestimmt, sie ist weder zu schwer- noch zu leichtgängig. Schlechtwegstrecken werden vom Fahrwerk in Verbindung mit der sauber arbeitenden Lenkung ordentlich gemeistert, kein Schütteln oder Wegspringen ärgert den Fahrer. Selbst lange Bodenwellen werden recht gutmütig gemeistert, das ist bei Bussen mit kurzem Radstand keine Selbstverständlichkeit. Natürlich lässt sich ein Radstand von hier 4,60 Metern nicht mit einem Sechs-Meter-Radstand vergleichen, doch nervös wirkt der MD 9 nie.
Angetrieben wird der Bus von einem MAN D0836, das ist ein knapp 6,9 Liter kleiner Reihensechszylinder in Euro-6-Abgasnorm. 290 PS leistet der Common Rail-Motor und bringt es auf ein maximales Drehmoment von 1.100 Nm. Gut, das ist nicht übermäßig viel und voll beladen dürfte der Kleine an höherprozentigen Steigungen ordentlich zu kämpfen haben, die Schwäbische Alb allerdings marschierte der Bursche zumindest leer recht zügig hinauf. Geschaltet wird per Wandlerautomatik von Allison. Dabei stehen sechs Gänge zur Verfügung, die in der Regel auch zu den optimalen Zeitpunkten angewählt werden. Überhaupt istdas Allison Getriebe eine stimmige Angelegenheit. Die Schaltvorgänge selbst sind so gut wie nicht spürbar und je nach Topografie und Leistungsabforderung wird später oder früher geschaltet. Das Automatikgetriebe ist übrigens serienmäßig an Bord, für Schaltpuristen bietet Temsa den Bus aber auch mit manuellem ZF Schaltgetriebe an. Voith- oder ZF-Wandler sind ebenso wenig zu bekommen wie automatisierte Schaltgetriebe. Durch die Motoranordnung im Heck hält sich auch die Geräuschentwicklung im Fahrgastraum in positiven Grenzen. Der subjektive Eindruck ist sehr gut. Dazu kommt, dass die Temsa-Ingenieure das Thema Geräusch- und Wärmedämmung optimiert haben. Wer einen Blick in den zwar engen, aber aufgeräumten Motorraum wirft, kann sich davon überzeugen. Auch der Wärmeschutz im Bereich des Heck-WCs wurde verbessert.
