Was für ein Auftritt: Als Anfang Juli am Fuße des Stuttgarter Fernsehturms endlich die Hülle vom Setra S 531 DT gezogen wurde, kam ein Bus zum Vorschein, der trotz seiner beachtlichen Abmessungen ein stimmiges Gesamtbild abgibt. Und das liegt an zahlreichen Kniffen, mit denen das Design-Team um Michael Lenz dem Fahrzeug seine Wucht genommen hat. Das beginnt natürlich an der Front. Beide Windschutzscheiben, oben und unten, sind nun deutlich stärker als bisher gewölbt. Das verbessert nach eigenen Angaben den cw-Wert. Auch fehlt ab sofort das Blechfeld, welches bisher Ober- und Unterdeck miteinander verbunden hat. Die Scheiben sitzen direkt aufeinander und werden lediglich optisch durch eine Art Aluminium-Metallklammer miteinander verbunden. Wer genau hinschaut, erkennt oben einen einzelnen, senkrecht in der Mitte hängenden Scheibenwischer. Nein, mit dem neuen Doppeldecker sollen künftig keine Rennen absolviert werden, auch wenn es tatsächlich eine Inspiration aus dem Rennsport ist, hierbei geht es vielmehr um die Verringerung des Luftwiderstandes. Der beträgt nun 0,35 und soll in seiner Klasse den Bestwert markieren. Alle Aerodynamik-Maßnahmen zusammengenommen, zu denen auch das neue, strömungsgünstige Heck, ausklappbare Regenrinnen über den Türen, eine Unterbodenabdeckung vorn oder eine Fahrzeugabsenkung bei hohen Geschwindigkeiten gehören, sollen den Kraftstoffverbrauch um sieben bis acht Prozent senken. Auf der Fernlinie sollen sogar zweistellige Einsparungsraten möglich sein. Um auf einen Wert von cw= 0,33 zu kommen, wie sie beispielsweise der neue Tourismo oder die ComfortClass erreichen, hätte man das Oberdeck in der Front deutlich schräger gestalten müssen, was aufgrund der dort anzutreffenden Platzverhältnisse schlicht nicht möglich ist.
Fehlende Platzverhältnisse verhindern übrigens nach wie vor den Einbau eines Front Collison Guard, also einer Art Crash-Element. Dafür jedoch punktet der neue Doppeldecker mit zahlreichen neuen Assistenzsystemen – dazu später mehr. Der untere Bereich des Doppelstockbusses erinnert stark an die TopClass, von ihr wurden auch die Scheinwerfer übernommen, deren Hauptscheinwerfer serienmäßig in LED-Technik leuchten.
Weltpremiere Setra S 531 DT


Design und technische Details
Schaut man sich die Seite des S 531 DT an, fällt auf: Eine sich nach oben schwingende La Linea gibt es nicht mehr. Die Aluleiste zieht sich schnurgerade von vorn nach hinten, eine zweite Aluleiste im unteren Bereich erinnert mit ihrer Ausformung über der Vorderachse an die ComfortClass. Spannend: Weiter hinten folgt diese Leiste dem Treppenaufgang. Dadurch und durch vergrößerte Flächen im Bereich der beiden Aufgänge dominiert das Thema Glas ganz klar das Erscheinungsbild. Insgesamt also findet man Designelemente von Top- und ComfortClass 500, das ist Absicht, denn der S 531 DT soll stärker als bisher eine eigene Gattung markieren. Eine Überraschung bietet das Heck. Die bisher zwei einzelnen Entlüftungsgitter für den Motorraum wurden einfach miteinander verbunden, darüber wurde ein riesiges Lüftungsgitter für die Klimaanlage platziert. Zusammen ergibt das eine Optik, die so bisher noch nirgends zu finden ist. Mutig, aber eben auch beeindruckend einmalig. Dass sich der Busunternehmer nun in Sachen Heckbeschriftung mehr Gedanken als bisher machen muss, ist da nur logisch. Technisch basiert der S 531 DT weitgehend auf dem letzten Doppeldecker der Baureihe 400, der allerdings im Rahmen der Umrüstung auf Euro 6 bereits erheblich geändert wurde. Ein Unterschied beim Gerippe besteht am Vorbau. Dieser wurde um 8,5 Zentimeter verlängert, um die stärkere Wölbung der Frontscheiben zu ermöglichen. Fahrer oder Begleiter profitieren nicht vom Längenzuwachs, ihre Bewegungsfreiheit ist nach wie vor gut, wenn auch nicht herausragend. Völlig neu gestaltet wurden dagegen die gesamte Konstruktion der Aggregate sowie der komplette Unterbau, um Platz zwischen den Achsen zu schaffen. Dadurch konnte der Tankinhalt von 510 auf 540 Liter erhöht werden, selbst ein Zusatztank mit bis zu 270 Litern ist möglich. Auf das Podest rechts kann verzichtet werden, dann lassen sich recht einfach Rollstühle oder Kinderwagen befördern. Das Gerippe des Unterbaus einschließlich der Querträgerstruktur wurde angepasst. Die Treppe vorn kann wie bisher schon links oder rechts verbaut werden. Aufmerksamen Betrachtern wird das Fahrgastraumlayout der Baureihe 400 auffallen. Es wurde übernommen, allerdings fand ein Wechsel der Innenraumfarben statt, eine Mischung aus Grau und Beige (Greige) dominiert das Bild. Ebenfalls gleich geblieben ist die Innenstehhöhe, sie beträgt unten 1,80 und oben 1,68 Meter. Ein komplett neues Layout haben die Aufgänge und die Reihe eins im Oberdeck erhalten. Alles wirkt nun heller, funktionaler und durchdachter. Der Wasch- und WC Raum besitzt einen barrierefreien Zugang durch einen ebenen Boden, die Einrichtung ist diagonal angeordnet.